Wu Wei bedeutet soviel wie „das Tun im Nicht-Tun“. Für uns im Westen ist diese Definition relativ nichtsaussagend und widersprüchlich. Was ist gemeint mit „Das Tun im Nicht-Tun“. Ich will mit den folgenden Zeilen etwas Licht ins Dunkel bringen.
Wenn man das Internet zu Hilfe nimmt und nach der Bedeutung von „Tun“ googelt stößt man unter anderen auf folgende Erklärungen: „Eine Handlung ausführen, sich mit etwas beschäftigen, verrichten, erledigen, vollbringen, ausführen, machen, hervor-, zustande bringen, bewirken.“ Die Suche nach der Bedeutung von „Nicht-Tun“ bleibt dagegen ergebnislos. Es sei denn man verändert „Nicht-Tun“ in „Nichts-Tun“. Dies bedeutet schlicht und ergreifend „Faulenzen, Faul sein“.
Wie kann man z.B. etwas zustande bringen oder handeln und gleichzeitig aber faulenzen, untätig sein? Wir müssen eine zusätzliche Frage stellen: „Wenn wir etwas tun, tun wir es wirklich oder tun wir nur so wie wenn wir es tun würden?“ Sind wir genau bei dem was wir in diesem einen Moment tun oder sind wir schon viel weiter während wir es tun? Die Antworten auf diese Fragen führen uns mehr und mehr in den Randbereich des möglichen Verstehens von „Wu Wei“.
„Wu Wei" beinhaltet einen weiteren entscheidenden Aspekt für das Verstehen.
Wenn wir etwas „Tun“ tun wir es mit einer Absicht, genauer noch mit einer erfolgsorientierten Absicht. Dort liegt genau der entscheidende Unterschied zur östlichen Betrachtungsweise von „Tun“. Je mehr unser Tun mit unserer gesamten Energie auf Erfolg bedacht ist z.B. auf Karriere, Reichtum o. Ä., kann sich ganz schnell das Gegenteil einstellen. Meistens stehen wir uns dabei selbst im Weg. Allerdings darf man jetzt nicht glauben, dass das Gegenteil, das misserfolgsorientierte „Tun“ das Richtige wäre. Das ist es auch nicht. Dieses beschriebene Tun ist praktisch nur in der Zukunft. Nur kann ich in der Zukunft überhaupt etwas tun?
„Tun“ kann ich nur in diesem einem Moment und genau nur in diesem weder in dem Moment davor noch danach.
Es bedeutet im „Hier und Jetzt“ aktiv mit voller Hingabe genau in diesen Moment zu leben und zu wirken und nicht in der Vergangenheit oder in der Zukunft hängen zu bleiben. Nur in der Gegenwart können wir leben und uns verwirklichen. Sonst wird aus dem „Nichttun“ lediglich ein „Nicht“ oder gar ein „Nichts“ übrig bleiben.
Der Erfolg kommt von ganz alleine und ganz nebenbei.
„Handle nicht –
und doch bleibt nichts ungetan.“
Tao te king